Presseinformation: Neue EU-Studie zeigt: Jede dritte Frau wird Opfer von Gewalt

Die Europäische Grundrechtsagentur führte die bisher größte repräsentative Studie durch.

Die Wiener Interventionsstelle gegen Gewalt in der Familie und der Verein AÖF präsentierten am 6. März 2014 gemeinsam mit der europäischen Grundrechtsagentur die Ergebnisse der neuen EU-Studie zu Gewalt gegen Frauen im Haus der Europäischen Union. Insbesondere wurde dabei auf die Resultate in Österreich eingegangen.

Im Vergleich schneidet Österreich unter den 28 EU-Staaten relativ positiv ab. Doch bei genauerer Betrachtung zeigt sich, dass auch in Österreich noch vieles für einen besseren Schutz von Frauen vor Gewalt getan werden muss:

• 20 Prozent der Frauen haben seit ihrem 15. Lebensjahr körperliche und/oder sexuelle Gewalt erfahren.
• 15 Prozent der Frauen haben seit ihrem 15. Lebensjahr Stalking erlebt.
• 35 Prozent der Frauen haben seit ihrem 15. Lebensjahr eine Form der sexuellen Belästigung erlebt.

Mehr aktive Hilfe
Laut EU-Studie weiß in Österreich nur jede fünfte Frau, wo sie nach einem Gewalterlebnis Hilfe findet. Diese Zahl ist alarmierend und zeigt die Wichtigkeit der besseren Bekanntmachung von Hilfseinrichtungen wie der kostenlosen Frauenhelpline 0800/222 555. Gleichzeitig muss das Vertrauen der Opfer in die Einrichtungen gestärkt werden und mehr aktive Hilfe angeboten werden.

Konkretes Ansprechen im Gesundheitsbereich
Interessante Ergebnisse zeigen sich auch im Gesundheitsbereich: 82 Prozent der Frauen in Österreich wünschen sich, dass Ärztinnen und Ärzte einen Verdacht auf Gewaltbetroffenheit adäquat ansprechen.

„Dieses Ergebnis bestärkt uns in unseren Forderungen, dass der Ausbau von Schulungen und Seminaren bzw. Informations- und Sensibilisierungsarbeit besonders im Gesundheitsbereich forciert werden muss und Opferschutzgruppen in den Spitälern implementiert werden müssen“, betont Maria Rösslhumer, Geschäftsführerin des Vereins AÖF.

Zu wenig Hilfe für Kinder
Betroffen macht auch das Ergebnis, dass 75 Prozent der Kinder die Gewalt miterleben müssen. „Nur ein Bruchteil der Kinder bekommt Hilfe. In der Interventionsstelle haben wir keine Ressourcen, um die Kinder zu betreuen. Das sind etwa 3.000 Kinder und Jugendliche im Jahr!“, berichtet Rosa Logar, Geschäftsführerin der Wiener Interventionsstelle. Um die Spirale der Gewalt zu durchbrechen, ist die Betreuung der Kinder jedoch unerlässlich. Um die Situation der Kinder zu verbessern, will Logar auch an die neue Familienministerin herantreten. „Wir finden Schutzengel für jedes Kind!“, blickt Logar in die Zukunft.

Rückfragehinweis
Rosa Logar, M.A.: E-Mail: rosa.logar@interventionsstelle-wien.at  Geschäftsführerin des Wiener Interventionsstelle gegen Gewalt in der Familie

Mag.a Maria Rösslhumer: E-Mail: maria.roesslhumer@aoef.at  Geschäftsführerin des Vereins AÖF

Downloads

Gewalt gegen Frauen: eine EU-weite Erhebung. Ergebnisse auf einen Blick

Violence against women: an EU-wide survey. Main results report

Weitere Informationen

Homepage der Agentur der Europäischen Union für Grundrechte